ProBiotica News

Mikrobiota und Probiotika im Sport

Die Mikrobiota ist ein komplexes System, das eine große Rolle für den menschlichen Organismus spielt und wiederum stark durch äußere Faktoren beeinflusst werden kann. Neben der Ernährung wirken sich der Lebensstil und entsprechend auch Sport auf die Zusammensetzung der Mikrobiota aus. Die Zusammenhänge zwischen Mikrobiota und Sport sind zuletzt stärker in den Fokus der Wissenschaft gerückt. Auch die Rolle von Probiotika und deren Einfluss auf die Gesundheit und Leistung von Athleten und Athletinnen ist Gegenstand der Forschung. Wir haben zwei Experten und Expertinnen auf diesem Gebiet nach aktuellen Erkenntnissen gefragt und das Wichtigste für Sie zusammengefasst.

Hinweis

Die Informationen wurden auf Grundlage des exklusiven und interaktiven Online-Events vom 19. Mai 2021 mit dem Titel „Aktuelle Erkenntnisse rund um Mikrobiota und Probiotika im Sport“ mit Dr. Claudia Osterkamp-Baerens und Dr. Georg Abel zusammengestellt. Zu den Videomitschnitten gelangen Sie über den folgenden Button:

Ernährungsberatung im Profisport

Athleten und Athletinnen, vor allem diejenigen im Profisport, stellen besondere Ansprüche an ihre Ernährung. Diese muss sie für die Trainings- und Wettkampf-Belastungen stärken, darf aber gleichzeitig nicht beschweren. Umso wichtiger ist eine individuelle Ernährungsberatung, die den optimalen Speiseplan zusammenstellt. Am Olympiastützpunkt Bayern ist Frau Dr. Osterkamp-Baerens für die Ernährungsberatung der Athleten und Athletinnen zuständig. Wenn es um Essen vor und während einer Belastung geht, stecken Sportler und Sportlerinnen in einem Dilemma“, erklärte Frau Dr. Osterkamp-Baerens.

„Eigentlich wäre die Aufnahme von Kohlenhydraten und Flüssigkeit kurz vor und auch während intensiver (> 70 % der VO2max) und lang andauernder Belastungen günstig für die Leistung. Genau diese Belastungen schränken jedoch gleichzeitig die Darmfunktion ein“, beschreibt sie das Dilemma der Sporttreibenden. So sinkt beispielsweise die Magenentleerungsrate, der Reflux wird begünstigt und die Motilität des Darms verändert sich.

Sodbrennen, unangenehmes Völlegefühl bis hin zu Bauchkrämpfen und Durchfall seien, laut der Expertin, häufig die Folge. Sie kommen sowohl bei Ausdauersportlern- und sportlerinnen als auch bei Athleten und Athletinnen im Spielsport und in vielen anderen Sportarten vor, sind sehr unangenehm und können die Leistungsfähigkeit massiv beeinträchtigen. „Die Angst vor diesen Beschwerden führt vielfach dazu, dass Sportler und Sportlerinnen vor und während Belastung deutlich unter den Kohlenhydratzufuhrempfehlungen bleiben, was für persönliche Spitzenleistungen kontraproduktiv ist“, schlussfolgert die Ernährungsberaterin.

Empfehlung

Um den erwähnten gastrointestinalen Symptomen während der Belastung vorzubeugen, gibt Frau Dr. Osterkamp-Baerens folgende Empfehlungen für die Nahrungszusammensetzung und Flüssigkeitszufuhr in den Stunden vor einer intensiven Belastung:

  • Wenig Fasern und Rohes,
  • wenig bis kein Fleisch,
  • Mahlzeiten, die sehr moderat im Eiweiß- und Fettgehalt sind,
  • Lebensmittel mit eher weicher und warmer Konsistenz,
  • ausreichendes Trinken während des Tages.

Darüber hinaus sollte sich die Kohlenhydrat- und Flüssigkeitsaufnahme während der Belastung an den Resorptionskapazitäten des Dünndarms für Glukose und Fruktose orientieren. Die Aufnahme zu konzentrierter Kohlenhydratlösungen sei zu vermeiden. Frau Dr. Osterkamp-Baerens empfiehlt ihren Klienten und Klientinnen zudem, den Magen-Darm-Trakt an die Verarbeitung von Kohlenhydraten und Flüssigkeit während intensiver Belastungen langfristig zu gewöhnen. „Wer im Training nie Flüssigkeit und Kohlenhydrate aufnimmt, kann nicht erwarten, dass Magenentleerung und Resorption im Wettkampf problemlos funktionieren. Nicht nur die Muskeln und das Herz-Kreislauf-System, sondern auch der Magen und der Darm brauchen Training.“

Mikrobiota und Sport – ein untrennbares Team

Unbestreitbar ist, dass die Mikrobiota eine wesentliche Rolle für die Gesundheit des Menschen spielt und somit auch die Leistungsfähigkeit beim Sport beeinflusst. Ein Experte auf dem Gebiet ist Dr. Georg Abel, Ernährungswissenschaftler, Coach, Fachreferent und Dozent im Bereich Sport und Ernährung. Er beschäftigt sich mit der Frage, welchen Einfluss Sport und Sporternährung auf die Mikrobiota haben. „Die Zusammensetzung und Fermentationsaktivität der Mikroorganismen sind individuell und werden durch verschiedene Faktoren wie Alter, Krankheit, Nahrungszufuhr, Medikamente und Geburt beeinflusst“, erklärt er. Nur wenig untersucht und beschrieben ist hingegen der Einfluss von Sport und der damit verbundenen Einflussgrößen wie Stress oder sportartspezifischer Ernährung auf die Mikrobiota. Gleichwohl deuten Untersuchungen darauf hin, dass sich physiologische Unterschiede zwischen Sportlern und Sportlerinnen und Nichtsportlern und Sportlerinnen nicht nur in Bezug auf höhere Muskelkraft und aerobe Leistungsfähigkeit sowie Energie- und Wärmeproduktion zeigen.

Auch in der Zusammensetzung und Fermentationsaktivität der intestinalen Mikrobiota bestehen laut Dr. Abel signifikante Unterschiede zwischen Sportlern und Sportlerinnen und Nichtsportlern und Sportlerinnen. „Moderater Sport und eine kohlenhydratbetonte Sporternährung scheinen die Mikrobiota gesundheitsförderlich zu beeinflussen, was sich u. a. in einer höheren Diversität und im Aufkommen günstiger Bakterienspezies, in der höheren metabolischen Kapazität und vermehrter Bildung mikrobieller Metabolite zeigt“, folgert Abel und verweist auf Untersuchungen, die zudem andeuteten, dass über die „Gut-brain-axis“ und „Gut-muscle-axis“ durch mikrobielle Stoffwechselprodukte leistungsbestimmende Faktoren beeinflusst werden könnten. Trotz der Tatsache, dass die Wissenschaft noch in den Kinderschuhen stecke, scheint laut Dr. Abel eine darmgesunde, nährstoffreiche Ernährung mit hohen Anteilen an Gemüse, Obst, Ballaststoffen, einfach und mehrfach ungesättigten Fettsäuren und ggf. fermentierten Lebensmitteln und/oder Probiotika das Potenzial zur Unterstützung und Förderung der Leistungsfähigkeit von Sportlern und Sportlerinnen mitzubringen.

10 Jahre Yakult Deutschland und Olympiastützpunkt Bayern

Seit September 2011 ist Yakult offizieller Partner und Lieferant des OSP Bayern. Startschuss der Zusammenarbeit waren überzeugende wissenschaftliche Erkenntnisse zum positiven Einfluss von L. casei Shirota (LcS) auf das Immunsystem von Sportlern und Sportlerinnen. Dr. Michael Gleeson, emeritierter Professor von der „School of Sport, Exercise and Health Sciences“ der britischen Loughborough Universität, veröffentlichte 2011 dazu eine Studie im „International Journal of Sport Nutrition and Exercise Metabolism”.(1) Dabei wurden 84 gesunde Ausdauersportlern- und sportlerinnen mit einem Trainingsumfang von durchschnittlich zehn Stunden pro Woche in zwei Gruppen eingeteilt.

Über einen Zeitraum von 16 Wochen tranken 42 Sportler und Sportlerinnen täglich zwei Fläschchen eines probiotischen Getränks (mit insgesamt 1,3 x 1010 LcS), die anderen 42 erhielten ein Placebo (ohne LcS). Im Ergebnis lag bei den Probiotika-Probanden und Probandinnen die durchschnittliche Anzahl der Atemwegsinfekte um 50 Prozent niedriger als in der Placebo-Gruppe (siehe Grafik).

Der positive Effekt von LcS auf das Immunsystem wurde in einer aktuellen Studie von Vaisberg et al. (2019) mit insgesamt 42 Marathonläufern und -läuferinnen bestätigt.(2) Somit kann LcS in Bezug auf Atemwegsinfektionen und damit verbundene Trainingsausfälle von Top-Athleten und Athletinnen eine positive Rolle spielen.

Yakult versteht die Zusammenarbeit mit dem OSP Bayern als unmittelbare Förderung des olympischen Nachwuchses und des Spitzensports. Gleichzeitig setzt das Unternehmen seine Firmenphilosophie „Working on a healthy society” in die Tat um.

                              

Quellen

  1. Gleeson et al. Daily Probiotic´s (Lactobacillus casei Shirota) Reduction of Infection Incidence in Athletes. Int J Sport Nutr Exerc Metab, 2011: 21, 55–64

  2. Vaisberg et al. Daily Intake of Fermented Milk Containing Lactobacillus casei Shirota (Lcs) Modulates Systemic and Upper Airways Immune/Inflammatory Responses in Marathon Runners. Nutrients, 2019: 11, 1678