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Wechseljahre: Auswirkungen auf Gesundheit und Darmmikrobiom

Jahr für Jahr gibt es neue Forschungsergebnisse, die die Bedeutung von Geschlechtsunterschieden in der Epidemiologie, Pathophysiologie und Behandlung verschiedener Gesundheitszustände unterstreichen. Dennoch gibt es immer noch eine Diskrepanz bei der Darstellung der Geschlechter in Gesundheitsstudien, einschließlich der Forschung zur weiblichen Darmmikrobiota. Das Darmmikrobiom spielt eine zentrale Rolle für unsere Gesundheit und wird von vielen unterschiedlichen Faktoren beeinflusst, darunter auch die weiblichen Sexualhormone Östrogen und Progesteron. Im Laufe unseres Lebens verändert sich das Darmmikrobiom ständig, auch während der Wechseljahre – einem bedeutenden Lebensabschnitt im reproduktiven Zyklus einer Frau. In diesem Blogartikel werfen wir einen Blick auf die Verbindung zwischen weiblichen Sexualhormonen, den Wechseljahren und dem Darmmikrobiom und fassen aktuelle Erkenntnisse zusammen.

Exkurs: Was sind die Wechseljahre?

Die Wechseljahre, auch Klimakterium genannt, bezeichnen die Lebensphase einer Frau, in der die Funktion der Eierstöcke allmählich nachlässt und sie schließlich einstellt. Dies ist ein natürlicher biologischer Prozess, keine Krankheit. Die abnehmende Östrogenproduktion kann jedoch zu Symptomen wie Hitzewallungen, nächtlichen Schweißausbrüchen, Scheidentrockenheit, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, Inkontinenz, Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen führen. Langfristige Effekte des Östrogenmangels schließen ein erhöhtes Risiko für Osteoporose und kardiovaskuläre Erkrankungen ein. [1] Der Lebensabschnitt der Wechseljahre wird in drei offizielle Phasen unterteilt: Die Perimenopause, die bekannte Menopause und die Postmenopause.

Die Wechseljahre werden mit der Perimenopause eingeleitet, typischerweise im Alter von Anfang bis Mitte 40, und erreichen mit der letzten Menstruation, der Menopause, im Durchschnittsalter von 51 Jahren ihren Höhepunkt. Die darauf folgende Postmenopause wird nach 12 Monaten ohne Menstruation eingeleitet. Angesichts der verlängerten Lebenserwartung von Frauen nach der Menopause ist die Vorbeugung von Osteoporose und Herz-Kreislauf-Erkrankungen besonders wichtig. [2] In Deutschland erleben etwa 9 Millionen Frauen die Wechseljahre und Wechseljahresbeschwerden sind die häufigste Diagnose in gynäkologischen Praxen für Frauen über 50. [3]

Veränderungen des Darmmikrobioms während der Wechseljahre

Eine Untersuchung von Peters et al. aus dem Jahr 2022 beschäftigt sich mit den Veränderungen des Darmmikrobioms bei Frauen in den Wechseljahren. Sie zeigen, dass mit der Abnahme der Hormone Östradiol und Progesteron während der Wechseljahre sich auch die Vielfalt des Darmmikrobioms verringert. Zudem ändert sich dessen Zusammensetzung in eine Richtung, die der des männlichen Mikrobioms ähnlicher wird. Darüber hinaus kann der Rückgang von Östradiol und Progesteron zu einer Durchlässigkeit der Darmbarriere führen, die die dann das Übertreten von Mikroorganismen aus dem Darm in andere Körperregionen ermöglichen kann.

Diese Veränderungen während der Wechseljahre könnten eine geringere Mikrobiomdiversität zur Folge haben, was wiederum die Gesundheit beeinträchtigen kann. Noch sind viele Fragen offen, zum Beispiel wie genau das Darmmikrobiom wechseljahresbedingte Krankheitsrisiken beeinflusst oder ob eine Hormonersatztherapie die menopausalen Veränderungen im Mikrobiom ausgleichen kann. Das Verständnis der Rolle des Darmmikrobioms während der Wechseljahre ist von großer Bedeutung. Es birgt das Potenzial, die Gesundheit und das Wohlbefinden von Frauen in der Peri- und Postmenopause maßgeblich zu verbessern. Neue Forschungsansätze könnten Wege aufzeigen, wie das Darmmikrobiom positiv beeinflusst und somit die Lebensqualität von Frauen in dieser Lebensphase gesteigert werden kann. [4]

Das Östrobolom und seine Rolle während der Wechseljahre

Das Östrobolom ist ein einzigartiges Mikrobiom innerhalb des Darmmikrobioms. Es besteht aus einer Sammlung von Bakterien mit Genen, die in der Lage sind, den zirkulierenden Östrogenspiegel zu metabolisieren und zu regulieren. Der Östrogenspiegel kann sich auf Gewicht, Libido und Stimmung auswirken. Während der Wechseljahre schwankt der Östrogenspiegel und sinkt schließlich ab, was sich wiederum auf das Östrobolom auswirkt und zu einer Verschlechterung der Darmgesundheit führen kann. Studien weisen darauf hin, dass das reduzierte Östrobolompotenzial auch Auswirkungen auf weitere häufige Symptome der Wechseljahre haben kann. [4]

Probiotika und Wechseljahresbeschwerden

Probiotika sind lebende Mikroorganismen, die, wenn sie in ausreichender Menge eingenommen werden, einen gesundheitsfördernden Nutzen für den Körper haben können. Die International Scientific Association for Probiotics and Prebiotics (ISAPP) ergänzt weiterhin, dass der Begriff „Probiotika“ auf Mikroorganismen beschränkt werden sollte, die ordnungsgemäß definiert wurden und nachweislich einen gesundheitlichen Nutzen haben. Oft werden fälschlicherweise sehr generisch alle fermentierten Lebensmittel als probiotisch bezeichnet.

Probiotika im Allgemeinen können sich auf verschiedene Weise positiv auswirken, wie z. B. durch die Förderung der Verdauung und Nährstoffaufnahme, die Produktion von Vitaminen oder indem sie schädliche Mikroorganismen in Schach halten und das Immunsystem stärken. [5] Durch die beschriebenen positiven Effekte von Probiotika ist davon auszugehen, dass diese auch während der Wechseljahre eine wichtige Rolle spielen können. Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Probiotika die mit einem niedrigen Östrogenspiegel verbundenen Wechseljahresbeschwerden wie Hitzewallungen, Schlafstörungen, Verdauungsbeschwerden, Abnahme der Knochendichte, verminderte Libido, Hautveränderungen und vaginale Trockenheit verbessern können. Obwohl bisherige Ergebnisse vielversprechend sind, fehlen noch Studien mit ausreichend hoher Teilnehmerinnenzahl, um klare Empfehlungen aussprechen zu können. [6]

                              

Quellen

  1. WHO: Menopause Key facts. Unter: https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/menopause (aufgerufen am 16.04.2024)

  2. Deutschen Menopause Gesellschaft e.V.: „Hot stuff“ – Neue Erkenntnisse rund um die Menopause aus Wissenschaft und Praxis. Unter: https://www.menopause-gesellschaft.de/wp-content/uploads/2023/11/Pressemappe-Onlinepressekonferenz-der-Deutschen-Menopause-Gesellschaft-7.11.2023.pdf (aufgerufen am 16.04.2024)

  3. Krause, L. et al. (2020): Beratungs- und Behandlungsanlässe in gynäkologischen Praxen bei Frauen ab 50 Jahren. In: Journal of Health Monitoring 5(2): 3–14. Unter: https://www.researchgate.net/publication/342802667_Beratungs-_und_Behandlungsanlasse_in_gynakologischen_Praxen_bei_Frauen_ab_50_Jahren (aufgerufen am 16.04.2024)

  4. Peters, B.A. et al. (2022): Spotlight on the Gut Microbiome in Menopause: Current Insights. In: Int J Womens Health 14: 1059–1072. Unter: https://www.tandfonline.com/doi/full/10.2147/IJWH.S340491 (aufgerufen am 16.04.2024)

  5. Yakult: Pro- und Präbiotika: Was ist der Unterschied? Unter: https://scienceforhealth.de/wp-content/uploads/2023/05/Probiotika-Teil-1und2.pdf (aufgerufen am 16.04.2024)

  6. Andrews, R. et al. (2022): Evaluating the influence of probiotics on menopause-related health outcomes: a systematic review and meta-analysis. Unter: https://osf.io/preprints/osf/a7hky(aufgerufen am 16.04.2024)