Da es sich bei Mikroben um komplexe Gebilde handelt, sollte man offen sein für innovative Vorstellungen davon, was ein Postbiotikum beinhalten könnte. Obwohl sie im ISAPP-Konsenspapier nicht ausdrücklich erwähnt werden, könnten extrazelluläre Membranvesikel (EMVs) eine innovative Konzeption eines Postbiotikums darstellen, die unter den Teil „Zellbestandteil“ der Postbiotika-Definition fällt, wie in einem aktuellen ISAPP Science Blog-Artikel beschrieben. [4]
Ein potenzieller Vorteil von Vesikeln besteht darin, dass sie aufgrund ihrer geringen Größe im Vergleich zu ganzen Zellen leichter in Wirtsgewebe eindringen können, das ansonsten von einer ganzen Zelle nicht erreicht werden könnte. Ihre Nanostruktur ermöglicht es ihnen, die Darmbarriere zu durchdringen und über den Blutkreislauf oder die Lymphgefäße an bisher unerreichbare Stellen zu gelangen und mit verschiedenen Zelltypen zu interagieren. Bakterielle EMVs aus Lactobacillaceae spp., Bifidobacterium spp. und Akkermansia spp. lindern Berichten zufolge das metabolische Syndrom und Allergiesymptome, fördern die T-Zell-Aktivierung und die IgA-Produktion, stärken die Barrierefunktion des Darms und weisen antivirale und immunmodulatorische Eigenschaften auf.
Die Sicherheit von EMVs muss jedoch sorgfältig geprüft und bewertet werden, selbst wenn sie von Mikroben stammen, die allgemein als sicher anerkannt sind, da ihre geringe Größe die Penetrationskapazität mit potenziellen und noch unbekannten systemischen Auswirkungen erhöhen kann.