Food First – aber mit Qualität bitte!
Ein Gastbeitrag von Dr. Mareike Großhauser – Ernährungsberaterin im Bereich Profi- und Breitensport
Food First ist in aller Munde, insbesondere in der Sporternährung. Doch was verbirgt sich eingentlich hinter diesem Begriff? Food First steht für „Lebensmittel an erster Stelle“ und spricht den Lebensmitteln in unserer täglichen Versorgung die wichtigste Versorgungsfunktion zur Erhaltung von Gesundheit und Leistungsfähigkeit zu. Dabei liegt der Fokus auf voll- und hochwertigen Lebensmitteln, die mit einer Vielzahl an natürlichen Inhaltsstoffen in einer sogenannten Food-Matrix vorliegen und durch Synergieeffekte punkten.
Purer Genuss ohne Schnickschnack
Ein Lebensmittel hat meistens viele Vorzüge, doch entscheidend ist die Qualität. Purer Genuss ohne Schnickschnack, Zusatzstoffe, Farbstoffe oder Konservierungsstoffe und alles am besten in Bioqualität. Weniger bunte Verpackung, dafür mehr Unverpacktes auf dem Teller. Zusätzlich können hochwertige Nahrungsergänzungsmittel, immer auf die individuelle Situation abgestimmt, Fehlendes ergänzen, aber den Hauptpart einer gesunden Ernährungsphilosophie werden sie nicht übernehmen können. Und auch bei den Nahrungsergänzungsmitteln gilt es, einen prüfenden Blick auf die Qualität der zahlreich angebotenen Produkte zu werfen. Welche Qualitätskriterien werden vom Hersteller befolgt und welche Analysen (z. B. auf den Schwermetallgehalt) liegen vor? Gibt es entzündungsfördernde, allergieauslösende Hilfs- und Inhaltsstoffe, unerwünschte Füll- und Farbstoffe, Verunreinigungen, ungünstige oder sogar überhöhte Dosierungen?
Dosisabweichungen in Nahrungsergänzungsmitteln in Höhe von bis zu 50 % in beide Richtungen sind erlaubt!
Es können also mehr oder weniger Vitamine in einer Portion enthalten sein, was insbesondere bei bereits sehr hoch dosierten Produkten zu einem Problem werden kann. Transparenz, Vertrauen, eigenes Wissen und Erfolgskontrollen sind wichtig, um sinnvoll auswählen zu können.
Abwechslung als Schlüssel
Qualität ist der wichtigste Parameter und betrifft nicht nur unsere Lebensmittel oder Nahrungsergänzungsmittel, sondern ALLES, womit wir zu tun haben (Arbeit, Familie, Partner- und Freundschaften, Nachbarschaft etc.) oder umgeben sind (Wohnort, Chemikalien, Reinigungsmittel, Kleidung, Hygieneartikel etc.). Wir brauchen Pflanzenvielfalt, viel Abwechslung auf dem Teller und gute Lebensgewohnheiten. Der Einfluss unserer Basisernährung auf Gesundheit, Wohlbefinden, mentale und körperliche Leistungsfähigkeit und Stress-Resilienz ist zu groß, um dem Zufall überlassen zu werden. „Man ist, was man isst, denkt und fühlt“.
Unsere Speisen bilden die Grundlage für daraus entstehende Gefühle und Verhaltensweisen. Wenn man bedenkt, dass oftmals Geschmack und Verlangen nach bestimmten Speisen einen dominierenden Einfluss auf unser Essverhalten ausüben können, ist das insbesondere bei Verhaltensabweichungen wie Depressionen, ADHS etc. erstaunlich. Was machen wir gut und was sollten wir an 365 Tagen im Jahr verbessern? Welche Trigger müssen in der Basisernährung optimiert werden, um sichtbaren Erfolg erzielen zu können?
Vollwertkost für nachhaltigen Erfolg
Auch bei Athlet:innen sollte eine gute Nährstoffversorgung vorranging aus einer hochwertigen Vollwertkost stammen und nicht aus isolierten, nährstoffarmen Nahrungsbestandteilen oder -ergänzungsmitteln. Fertige Shakes können zeitsparend und auch sinnvoll eingesetzt werden, allerdings kann die Liste der Inhaltsstoffe eines Pulver-Shakes, insbesondere der lebensmitteltechnologisch notwendigen Stoffe, recht lang sein und auch Unerwünschtes enthalten. Hinzu kommt, dass die Dosen meist sehr groß sind und für längere Zeit bestimmt sind. Von Abwechslung und einer multidimensionalen Wirkung kann im Vergleich zur Speiseneinnahme nicht gesprochen werden.
Food First
Die Food-Matrix bringt es auf den Punkt: Sie beschreibt die komplexe Anordnung verschiedener physikalischer und chemischer Wechselwirkungen, die zwischen den in einem Lebensmittel enthaltenen Verbindungen stattfinden. Die physiologische, gesundheitliche Reaktion, die sensorischen Eigenschaften und das Sättigungsgefühl hängen im Wesentlichen von diesen Wechselwirkungen ab. Wer kreativ ist und aus hochwertigen Lebensmitteln z. B. einen Recovery-Shake mixt, bringt geschmackliche Abwechslung, ein natürliches Farbspektrum und Lebendigkeit (z. B. probiotische Bakterien) hinein. Vollwertige Lebensmittel sind immer eine Mischung verschiedener natürlicher Inhaltsstoffe. Sie wirken synergetisch und auf vielen Ebenen (darmgesund, antientzündlich, energieliefernd etc.) zugleich. Das Original lässt sich selten ersetzen, bestenfalls sinnvoll ergänzen. In diesem Sinne: Food First!