
Vielversprechende Erkenntnisse: Einsatz von probiotischen Bakterienstämmen im Kampf gegen Viren
Experten gehen davon aus, dass die derzeit steigenden Emissionen von Kohlendioxid (CO2) und anderen Treibhausgasen die Klimaveränderungen beschleunigen werden. Auch Auswirkungen auf Wohlbefinden und Gesundheit sind eine Folge dieser Veränderungen. Eine kürzlich erschienene Übersicht fasst die klinische Wirksamkeit verschiedener probiotischer Milchsäurebakterien im Hinblick auf die Modulation des Immunsystems zusammen. Der zukünftige Einsatz von Probiotika wird als vielversprechendes Mittel zur Unterstützung der Behandlung verschiedener Viruserkrankungen diskutiert.
Die klimatischen Veränderungen tragen in Kombination mit einem verstärkten Personen- und Warenverkehr zur Verbreitung und Vermehrung pathogener Virusarten in vielen Regionen bei. So überrascht es nicht, dass Berichte über den Ausbruch von Infektionskrankheiten wie Influenza, Lungenentzündung und Coronavirus (SARS) heutzutage recht häufig sind. Die Vorbeugung und Behandlung von Infektionskrankheiten erfordert eine eingehende Erforschung der Funktionsweise des Immunsystems. Weiterhin muss verstärkt an der Entwicklung von Impfstoffen und antiviralen Medikamenten gearbeitet werden. Die in der immunologischen Forschung erzielten Fortschritte haben es ermöglicht, sowohl die angeborene als auch die adaptive Immunantwort bei der Erkennung und Abtötung von Viren zu charakterisieren.

So ist zum Beispiel bekannt, dass die Induktion von Typ-I-Interferonen (IFN) einen wichtigen Beitrag zum Prozess der Eliminierung eines Virus leistet. Darüber hinaus hat man herausgefunden, dass Mustererkennungsrezeptoren wie Toll-like-Rezeptoren Entzündungsprozesse inszenieren. Diese Erkenntnisse haben die Entwicklung von Prophylaktika gegen bestimmte Infektionsarten ermöglicht. Impfstoffe und antivirale Medikamente haben diesbezüglich zwar eine Wirksamkeit gezeigt, doch die schnelle Mutation der Viren schränkt ihre dauerhafte Schutzwirkung ein.
Ein kürzlich von Dr. Naoki Yamamoto (Nationales Institut für Infektionskrankheiten in Tokio und Medizinische und Zahnärztliche Universität Tokio) durchgeführter Überblick beschreibt die Effekte von verschiedenen Milchsäurebakterien bei Infektionskrankheiten:

Tabelle: Wirksamkeit von Milchsäurebakterien bei Infektionskrankheiten. Abkürzungen: CMV: Cytomegalievirus; EBV: Epstein-Barr-Virus. Quelle: Kanauchi et al., 2018.
Die Ergebnisse untermauern das angenommene präventive und therapeutische Potenzial bekannter Probiotika. Zum einen hinsichtlich der Abwehr von Virus- und Atemwegserkrankungen sowie auch zur Verringerung der Krankheitsepisoden (Anzahl) und der Intensität von Erkältungen. Darüber hinaus verdeutlichen diese Studien das breite Spektrum immunmodulatorischer Aktivitäten der gezeigten Probiotika. So können ihre immunstimulierenden Substanzen wie Peptidoglykane und Lipoteichonsäure beispielsweise als Liganden von Toll-like-Rezeptoren wirken.
Im Vergleich zu Impfstoffen und antiviralen Medikamenten sind Milchsäurebakterien kostengünstige und sichere Alternativen. Die derzeitige Forschung zeigt immer wieder neue interessante Erkenntnisse zur Wechselwirkung zwischen Bakterien und dem Immunsystem. Besonderes Augenmerk der Forschung liegt auf den möglichen immunmodulatorischen Effekten der Schleimhaut. Obwohl weitere Studien erforderlich sind, scheint der potenzielle Einsatz von probiotischen Bakterien zur Aufrechterhaltung eines funktionierenden Immunsystems vielversprechend zu sein.
- Kanauchi et al. 2018. Probiotics and Paraprobiotics in Viral Infection: Clinical Application and Effects on the Innate and Acquired Immune Systems. Current pharmaceutical design, 24(6), 710-717.
- Franchini and Mannucci. 2015. Impact on human health of climate changes. European journal of internal medicine, 26(1), 1-5.