Reizdarmsyndrom: probiotische und medikamentöse Behandlung im Vergleich
Reizdarmsyndrom: probiotische und medikamentöse Behandlung im Vergleich
Nach der Diagnose „Reizdarmsyndrom“ folgt oft eine probiotische oder medikamentöse Behandlung. Doch welche der beiden Behandlungsmethoden ist effektiver? Gibt es eine Empfehlung, in welchen Fällen man zu welchem Mittel bzw. Bakterienstamm greifen sollte? In diesem Blogbeitrag stellen wir Ihnen eine Meta-Analyse der Forschungsgruppe um A.M. van der Geest vor, die die Effektivität einer probiotischen und einer medikamentösen Behandlung bei Menschen mit Reizdarmsyndrom vergleicht. (1) Dazu wurden Studien im Zeitraum von 2015 – 2021 in die Analyse mit einbezogen, die folgende Eckdaten erfüllten:
- Teilnehmende waren über 18 Jahre
- Behandlung nach der Diagnose Reizdarmsyndrom durch einen Arzt oder eine Ärztin, oder wenn spezifische diagnostische Kriterien (Manning, Kruis, Rome I, II, III or IV) zutrafen
- Randomisierte, kontrollierte Studien
- Behandlungsdauer von mindestens sieben Tagen
- Follow-up-Dauer von mindestens sieben Tagen
- Beurteilung des Therapieerfolges aufgrund von dichotomen Endpunkten (z. B. Symptome nach der Behandlung ja/nein) oder kontinuierliche Datenerfassung (z. B. Bewertung der Symptome wie Bauschmerzen und Blähungen mittels IBS-Symptome-Score) bis zum Studienende
Das Suchergebnis ergab 269 Treffer. In die Meta-Analyse wurden 32 Studien aufgenommen, davon waren 13 mit einer probiotischen und 18 mit einer medikamentösen Behandlung.
„Probiotika werden zunehmend von Health Care Professionals eingesetzt. 80 % der Hausärzte in Westeuropa empfehlen Probiotika“ Van der Geest et al., 2020 (2)
Wirksamkeit einer probiotischen Behandlung
Die Auswertung der Effekte von Probiotika bei Patientinnen und Patienten mit Reizdarm zeigten folgende Ergebnisse:
Wirksamkeit einer medikamentösen Behandlung
Die Auswertung der Effekte einer medikamentösen Behandlung bei Patienten und Patientinnen mit Reizdarm zeigten folgende Ergebnisse:
Fazit: Probiotische und medikamentöse Behandlung im Vergleich
Sowohl die probiotische als auch die medikamentöse Behandlung zeigten ihre Wirksamkeit in den Studien, die bei der Meta-Analyse herangezogen wurden. Beide Behandlungsmethoden haben also ihre Berechtigung und können effektiv sein, wenn es darum geht, Symptome bei Reizdarmpatientinnen und -patienten zu reduzieren. Durch die Komplexität des Erkrankungsbildes ist auch die Behandlung komplex und der Einsatz von Probiotika und/oder Medikamenten hängt stark vom individuellen Krankheitsverlauf sowie den Symptomen ab. Wie so oft weist die Forschungsgruppe am Ende ihrer Arbeit darauf hin, dass hier noch weiterer Forschungsbedarf besteht, um ein besseres Bild über die Behandlungsmethoden beim Reizdarmsyndrom zu bekommen.
- Van der Geest A., Schukking I., Brummer R.J.M., van de Burgwal L.H.M. and Larsen O.F.A. (2022): Comparing probiotic and drug interventions in irritable bowel syndrome: a metaanalysis of randomised controlled trials. Beneficial Microbes; 13(3):1-12, doi: https://doi.org/10.3920/BM2021.0123
- Van der Geest, A., Flach, J., Claassen, E., Sijlmans, A., Van de Burgwal, L. and Larsen, O. (2020): European General Practitioners perceptions on probiotics: results of a multinational survey. PharmaNutrition; 11:1-5; doi: https://doi.org/10.1016/j.phanu.2020.100178